Ein geflügeltes Wort sagt, hier sei das Wasser wie Gold. „Eïci l’aïgo es d’or“, heißt das auf provenzalisch. Die unregelmäßigen Niederschläge und die trockenen Sommermonate haben dazu beigetragen, das Wasser zu einem entscheidenden Element der Provence zu machen. Wasser zu besitzen, bedeutete Reichtum und Macht.
Denn es war nicht nur da, um sich zu erfrischen, es trieb auch die Papier-, Ölmühlen und Gerbereien an und bewässerte die Landschaft. Dank der Römer ließ sich das Wasser schon früh beherrschen, wie zahlreiche Überreste ihrer Aquädukte, Kanäle, Thermen und Brücken beweisen.
Lange waren Brunnen die einzige Quelle für Trinkwasser, hatten aber auch einen dekorativen Zweck: rund, sechseckig, freistehend oder an eine Mauer gebaut, schlicht oder reich verziert. Jede Gemeinde musste einen besitzen und man scheute sich nicht, sich dafür zu verschulden oder die Steuern zu erhöhen. Der Brunnenbau hielt ganze Handwerkssparten am Leben und die Beschädigung eines Brunnens wurde mit Gefängnis bestraft.
Aix en Provence ist die Stadt der 101 Brunnen, von denen etwa 40 öffentlich zugänglich sind. Sie ergießen sich auf den Plätzen, auf den Strassen oder in Innenhöfen von Häusern. Manche spenden sogar Thermalwasser.
Pernes les Fontaines ist die alte Hauptstadt der Grafschaft Venaissin und zählt im Inneren seiner Stadtmauer 40 Brunnen. Der Brunnen St. Michel in Forcalquier ist der älteste der Region Haute-Provence. Er wurde 1512 erbaut und seine Skulpturen symbolisieren die Laster, welche der Heilige Michael bekämpfen musste.
Mit Wassermangel hatte L’Isle Sur La Sorgue eher selten zu kämpfen. Das Fischerdorf auf einer Insel inmitten des Flusses Sorgue beherbergte Seiden- und Wollspinnereien, die einst mit Schaufelrädern und Wasserkraft angetrieben wurden – und heute noch zu besichtigen sind. Der pittoreske Charme des Städtchens zog mit der Zeit mehr und mehr Antiquitätenhändler an, die diesen Ort zu einem Mekka der Trödlermärkte machten.
Das Land der Sorgue ist eine grüne Oase, was es wiederum dem Wasser verdankt, dessen Herkunftsort bis heute ein Rätsel aufgibt. Die Sorgue entspringt aus der Quelle Fontaine de Vaucluse. Den Schlund der Quelle haben schon viele Forscher zu erkunden versucht, er wird auf mindestens 308 Meter geschätzt. Wo sich der Ursprung befindet liegt aber noch immer im Dunkeln.